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Bauernhof Schad

Hier schließt sich der Nährstoffkreislauf

Text und Bilder von Tobias Rehm

Fleisch, Wurst, Eier, Nudeln, Brot: Die Palette an Produkten, die die Familie Schad in Englisweiler herstellt, ist breit gefächert. Seit über 60 Jahren führt die Familie ihren Hof, seit 1998 nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Kernstück des Betriebs sind die ökologisch bewirtschafteten Flächen. Dort wächst das Futter für Hühner und Rinder – die Grundlage für gesunde Tiere und gute Lebensmittel. Besonders wichtig ist den Schads dabei der Kreislaufgedanke für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern. „Nährstoffe, die dem Boden entnommen werden, müssen später auch wieder zugeführt werden“, erklärt Michael Schad, der den Betrieb gemeinsam mit seinen Eltern Elisabeth und Hermann führt.
Was bedeutet das konkret? „Wir wollen keinen Raubbau am Boden betreiben“, sagt Michael Schad und verweist auf den betrieblichen Nährstoffkreislauf: Auf den Feldern wird Gras und Getreide angebaut, das den Kühen und Hennen als Futter dient. Deren Mist wird in der hofeigenen Güllebiogasanlage verwertet. Dadurch entsteht nicht nur Strom und Wärme, sondern auch Dünger, der wiederum auf den Feldern ausgebracht werden kann.

Wichtig ist den Schads auch die Einhaltung einer Fruchtfolge. So folgen auf einen bodenzehrenden Weizen Leguminosen, die Stickstoff binden, der anschließend wiederum den Pflanzen zur Verfügung steht. „Ziel des Ökolandbaus ist es, Humus zu mehren, um den Boden langfristig fruchtbar zu erhalten“, erklärt Michael Schad. Dies gelinge durch den Anbau von Zwischenfrüchten wie Senf, Ölrettich und Phacelia im Herbst. Diese ökologische Wirtschaftsweise fördere mehr Bodenlebewesen, Wasserspeichervermögen und Insektenvielfalt.

Dieser Philosophie und den Richtlinien des Naturland-Verbands verschreiben sich die Schads mittlerweile seit fast 25 Jahren. Als Elisabeth und Hermann Schad ihren Hof Ende der 1990er-Jahre auf ökologische Landwirtschaft umstellten, verabschiedeten sie sich vom reinen Milchviehbetrieb und hielten die ersten Hühner. Was mit 500 Tieren begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre rasch nach oben. „Die Nachfrage ist ständig gewachsen“, erzählt Hermann Schad.
Anfang 2022 seien in den Ställen 9000 Legehennen gewesen. „Nach Ostern ist dieser Markt aber zusammengebrochen“, blickt Hermann Schad zurück. Die Gründe seien vielschichtig: Inflation, ein heißer Sommer, in dem weniger gebacken und gekocht werde als zuvor, die Energiekrise. „Mancher Verbraucher greift in einer solchen Situation lieber zum günstigen Ei.“, sagt Elisabeth Schad.  Das veränderte Kaufverhalten hat bei Familie Schad dazu geführt, dass der Legehennen-Bestand um 3000 Stück verringert wurde. So legen derzeit 6000 Hennen rund 5500 Eier am Tag.
Dabei ist das Jahr 2022 für die Branche ohnehin schon ein herauforderndes. Denn männliche Küken, die keine Eier legen und deshalb bislang getötet worden sind, müssen seit Jahresbeginn in Deutschland ebenfalls aufgezogen und ihr Fleisch vermarktet werden. Mit weitreichenden Folgen. So sind Eier vom Hof Schad mit einem Hinweis gekennzeichnet, dass beim Kauf dieser Eier durch einen geringen Preisaufschlag die artgerechte Aufzucht der männlichen Küken („Bruderhähne“) unterstützt und diesen ein verlängertes Leben geschenkt wird.
Diese Quersubventionierung ist notwendig, da die Aufzucht der Legehennen-Brüder als unwirtschaftlich gilt. Sie benötigen viel Futter, setzen aber bei weitem nicht so viel Fleisch an wie Masthühner- und -hähnchen. „Diese Kosten müssen wir an anderer Stelle umlegen“, erklärt Michael Schad. So verteuerten sich die Eier um drei bis vier Cent. Ein Preis, dessen Zustandekommen vielen nicht klar ist. „Es ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, aber immer mehr Verbraucher schätzen es und tragen den Mehrpreis mit“, weiß Elisabeth Schad aus den Gesprächen von den Wochenmärkten, wo sie vier Mal in der Woche ihre Produkte verkauft.     
Seit die Bruderhähne auf dem Hof sind, werden sie ebenso wie die weiblichen Legehühner mit einem regionalen Biofutter aufgezogen. Und während die Hühner Eier legen, liefern die derzeit rund 1700 männlichen Hähne nach zwölf Wochen Aufzucht Fleisch, das beispielsweise zu Geflügelmaultaschen verarbeitet wird. Neu auf dem Hof sind zudem Bio-Weidehähnchen, die als Eintagsküken in den warmen Stall kommen und später bei einem befreundeten Landwirt in der Nähe geschlachtet werden. Durch diese neuen Ideen gestalten die Schads ihr Marktangebot vielfältiger und interessanter.

Beim Blick nach vorne gibt sich Michael Schad zuversichtlich. Zum einen sieht er beim Anbau noch Potenzial, möchte Hirse, Dinkel, Linsen und Leindotter ausprobieren. Zum anderen setzt er weiterhin auf das Vertrauen der Verbraucher und deren Bewusstsein für Produkte aus ökologischer Landwirtschaft. „Für uns ist der Ökolandbau die richtige Wahl und wir sind überzeugt, dass regional und Bio die Zukunft sind.“

www.bauernhof-schad.de

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