Biolandhof Bauschatz

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Begeisterte Bio-Direktvermarkter

Text und Bilder von Tobias Rehm

Was für Armin und Elisabeth Bauschatz einst als zartes Pflänzchen im Nebenerwerb begann, hat sich längst zu einer etablierten Direktvermarktung entwickelt. Seit 30 Jahren bewirtschaften sie ihren Hof im Riedlinger Ortsteil Grüningen nach den Richtlinien des Biolandverbands, erzeugen Eier, Gemüse, Wurst, Fleisch, Kartoffeln, Getreide und selbstgepresste Öle. Was in all den Jahren gleich blieb, ist die Größe der bewirtschafteten Fläche. Damals wie heute liegt diese bei rund 25 Hektar. „Uns ist es wichtig, dass wir auch als kleiner Betrieb glücklich und zufrieden leben können“, sagt Armin Bauschatz.   

Die Landwirtschaft seiner Eltern in Grüningen zu übernehmen, war für Armin Bauschatz lange Zeit keine Option. Er machte eine Ausbildung zum Modellschreiner, leistete seinen Zivildienst in einer Gärtnerei mit psychisch Kranken. Dort kamen ihm erste Gedanken, ob seine berufliche Zukunft nicht doch in der Landwirtschaft liegen könnte. Ein Sommer auf einer Alpe in der Schweiz ließ diese Überlegung weiter reifen. Letztlich stand der Entschluss, Landwirt werden zu wollen. Seine Lehre führte Bauschatz auf verschiedene Bio-Höfe – und letztlich zurück nach Grüningen.
Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth übernahm er den elterlichen Hof. 1995 wagten sie den Neustart und entschieden sich für eine Bewirtschaftung nach ökologischen Grundsätzen. Als Erstes investierten sie in zwei Mutterkühe. Es folgten Hühner, Mastschweine, weitere Kühe. Die ersten Schritte in der Direktvermarktung machte das Landwirtspaar 1997 auf dem Wochenmarkt in Laupheim. „Wir sind in die Vermarktung nach und nach reingewachsen“, sagt Armin Bauschatz. Was anfänglich fremd war, ist längst normaler Alltag. „Heute sind wir begeisterte Direktvermarkter.“ Das direkte und positive Feedback der Kundinnen und Kunden sei Bestätigung für die getane Arbeit und Antrieb zugleich. Sowohl auf dem Wochenmarkt als auch im Hofladen. Ein wertschätzender Austausch, den auch Elisabeth Bauschatz hervorhebt. „Ich verkaufe sehr gerne im Hofladen.“

Mehrere Jahre betrieben die beiden den Hof im Nebenerwerb. Erst im Jahr 2000 wurde Armin Bauschatz Vollzeit-Landwirt. Die BSE-Krise hatte zu einer steigenden Nachfrage nach Bioprodukten geführt. Um die Jahrtausendwende wurden zwei weitere wichtige Weichen gestellt: Der Hofladen eröffnete und Armin Bauschatz baute erstmals Hanf an. Als er 2003 die Firma Chiron in Baltringen fragte, ob diese sein Biohanföl vermarktet, bekam er ein Ja – sofern er das Öl selbst presst. Also kaufte er eine Ölmühle, begann zu pressen und abzufüllen. Und tut dies bis heute. „Die Ölmühle ist zu einem bedeutenden Standbein unseres Hofs geworden.“ Die Anlagen stehen in einem umgebauten Bereich der Scheune, rund 50.000 Flaschen werden pro Jahr produziert: Hanf-, Lein-, Raps- und Leindotteröl. Alles kalt gepresst. Mittlerweile wird auch Hanf von anderen Biobetrieben verarbeitet. Die Pressrückstände finden als Tierfutter Verwendung.
Vom Leindotter wird nicht nur die Saat verpresst, die Ölpflanze dient zuvor auch als Stützfrucht für die Alblinsen. Diese werden im Wechsel mit Kleegras, Hanf, Getreide, Bohnen/Erbsen, Mais und Kartoffeln angebaut. Armin Bauschatz probiert auch gerne Neues aus; Mohn, Essig, Buchweizen, Lupinen, Soja, Hartweizen. Zwischen die Winter- und Sommerkulturen kommt zum Aufbau des Bodens eine Gründüngung. Der Gemüseacker wird zusammen mit Mitarbeiter Hebbe Fischer bepflanzt. Je nach Jahreszeit werden Salat, Kräuter und zahlreiche Gemüsesorten geerntet.

Verkauft wird all dies freitags im Hofladen, samstags auf dem Laupheimer Wochenmarkt. Das große Plus der Direktvermarktung sieht Armin Bauschatz neben dem unmittelbaren Austausch mit den Kundinnen und Kunden in den frischen regionalen Waren, die ohne viel Verpackung und lange Transportwege auskommen. „Die Kundinnen und Kunden konsumieren nicht nur, sie unterstützen aktiv nachhaltige Strukturen vor Ort.“ So wie es der Bauschatz-Hof selbst tut. Er kooperiert mit lokalen Vertriebspartnern, darunter Chiron (Öl), die Kornkreis-Erzeugergemeinschaft (Getreide) und die Lauteracher Alb-Feld-Früchte (Linsen und Leindotter). „Das sind kleine Kreisläufe, bei denen sich Erzeuger und Vermarkter kennen“, sagt Elisabeth Bauschatz. Überhaupt wird auf dem Bauschatz-Hof Wert auf direkte Kontakte und vertraute Abläufe gelegt. Die Tiere für die Direktvermarktung werden in Grüningen geschlachtet, dort gibt es noch ein Schlachthaus mit EU-Zulassung. Wie die Zukunft des einzig verbliebenen kommunalen Schlachthauses in Riedlingen aussieht, will die Stadt derzeit mithilfe einer Markterkundung klären. „Je mehr dieser kleinen Strukturen wegbrechen, desto schwieriger wird es“, betont Armin Bauschatz die Wichtigkeit einer Schlachtung direkt vor Ort.
Zwei Schweine, zehn Rinder und 220 Hühner – ein Teil davon sind Zweinutzungshühner, bei denen die Henne die Eier legt und der Hahn Fleisch ansetzt – leben auf dem Biolandhof, der auch schon immer ein Ort des Entdeckens ist. Gerade für Kinder. Elisabeth Bauschatz ist qualifizierte Bauernhofpädagogin. Das vom Land geförderte Projekt „Lernort Bauernhof“ ermöglicht es Schulklassen, das Arbeitsumfeld näher kennenzulernen, Herkunft, Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln zu erleben und auch selbst Hand anzulegen. Zudem bietet die Landwirtin über die Volkshochschule ein „Abenteuer auf Hof und Feld“ für Kinder ab sechs Jahren an. „Wir säen, ernten, kochen und machen vieles mehr“, erklärt sie. „Die Kinder erforschen gemeinsam die Natur und machen sich mit ihr vertraut.“

Das Jahr 2025 ist für Biolandhof Bauschatz ein besonderes, feiert er doch sein 30-jähriges Bestehen. Im Sommer ist ein Fest mit Kundinnen und Kunden geplant. „Es gibt viele Menschen, die uns seit Anfang an begleiten“, sagt Armin Bauschatz. Dies, fügt er anerkennend hinzu, sei durchaus eine Leistung. „Der Gang in den Supermarkt erscheint schließlich einfacher und bequemer.“