Frank Fellmann in Schefflenz-Kleineicholzheim gilt seit über 30 Jahren als Pionier in der Bio-Landwirtschaft. Damals hatte Fellmann den elterlichen Betrieb, den Eberbachhof, auf Bio umgestellt. Der Betrieb ist außerdem Demeter zertifiziert. Fellmann baut auf seinen Feldern nicht nur Getreide und diverse Urgetreide an, sondern auch allerlei Sondersaaten wie Hirse, Leindotter, Hanf und Leinsaat. Außerdem hat er sich auf die Aufbereitung und Reinigung von Saaten spezialisiert.
Vor einigen Tagen schlug nicht nur der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, auf Frank Fellmanns Hof auf. Zugleich war ein Redaktionsteam mitgekommen. Sachlich und tiefgründig erläuterte Frank Fellmann seine Geschichte und seine Einschätzung zum Thema Bio. Seine Erfahrungen sollten nicht nur dem Minister breiten Einblick geben, sondern sollen auch im neuen Magazin „Bio Ländle“ Platz finden, welches der Bio-Landwirtschaft in Baden-Württemberg ein Gesicht geben soll. Das Redaktionsteam besucht deshalb alle 14 Bio-Musterregionen, um möglichst viele Facetten „Bio aus Baden-Württemberg“ aufzuzeigen und spannende Geschichten über Bio-Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erzählen.
Fellmann versteht sich bescheiden als Auftragnehmer seiner Kunden: „Wir Landwirte liefern das, was der Kunde nachfragt. Viele haben ein neues Verhältnis zu Lebensmitteln aufgebaut. Gesunde und ausgewogene Ernährung ist ein Dauerthema“, ist Fellmann überzeugt. Wobei ihm auch Minister Peter Hauk beipflichtet: „Die Landesregierung hat sich beim Anteil von Bio-Produkten ehrgeizige Ziele gesetzt. Aber natürlich braucht es dafür auch die Nachfrage der Kunden“, so Hauk. Erfolge erzielen konnte man nach Meinung des Ministers bereits durch verstärkte Bewusstseinsbildung der Verbraucher und Vernetzung von Erzeugern. Die aktuellen Unsicherheiten und die steigenden Preise hätten jedoch momentan zu einer Stagnation geführt. Wichtig sei, dass gerade bei Bio-Produkten der regionale Faktor gegeben sein muss, so der Minister.
Frank Fellmann gibt zu, als Bio-Pionier immer wieder belächelt worden zu sein. Damit könne er jedoch leben. Er sieht sowohl konventionelle als auch biologische Landwirte in einem Boot: „Wir begegnen uns mit Respekt und haben letztlich alle ein Ziel, nämlich die Versorgung der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln sicherzustellen“, so Fellmann. Ähnlich sieht das auch sein Berufskollege Michael Schiffmann, der Bei Frank Fellmann seine Linsen für die Direktvermarktung aufbereiten lässt. „Die Bio-Landwirtschaft hat leider immer noch mit schwachen Vermarktungsstrukturen zu kämpfen. Der Bio-Landhandel funktioniert zwar immer besser, aber im Gegensatz zu städtischen Regionen sind der Direktvermarktung im ländlichen Raum Grenzen gesetzt „Im städtischen Raum ist der Absatz von Bio-Produkten aufgrund der größeren Anzahl an potenziellen Kunden wesentlich höher", sind sich Fellmann und Schiffmann einig.
„Wir wollen uns deshalb noch besser vernetzen und stetig auf die biologische Produktion aufmerksam machen“, betont Regionalmanagerin Ruth Weniger. Es gilt auch, neue Verkaufsstrukturen zu schaffen. Automaten, wie sie die Familie Schiffmann an ihrem Hof in Muckental betreibt, sind dafür nur ein Beispiel. Allgemein müsse man für die Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit gewinnen, da komme es auf jeden an. Dafür müsse man gemeinsam und übergreifend zusammenarbeiten, um das Bewusstsein für „Lebens-Mittel“ zu stärken und Verbraucher immer wieder neu zu sensibilisieren.