Page 64 - bio_laendle
P. 64
Öle
Wie die Illinger Bio-Öle entstehen, ist kein
Geheimnis. Damit man seiner Schneckenpresse
bei der Arbeit zusehen kann, hat Jürgen Krauth
extra ein Fenster einbauen lassen
müller die Geschäfte der Ölmühle Illingen weiter
voranzutreiben, findet er nämlich zwölf Kilometer
entfernt in Landwirt Frank Bäuerle einen wichti-
gen Mitstreiter in Sachen Bio. Noch heute baut
Bäuerle für die Ölmühle mehrere Hektar Lein und
Hanf an. Das Öl gewinnt Jürgen Krauth dann aus-
schließlich in Kaltpressung. „Wobei kalt bedeu-
tet, dass die Auslauftemperatur die menschliche
Körpertemperatur nicht überschreitet“, erklärt er.
„Bei höheren Temperaturen geht es zwar schnel-
ler, es verändern sich aber die Eiweiße und das
Fettsäuremuster, das Öl ist nicht mehr so wert-
voll.“ Besonders bekannt ist die Ölmühle Illingen
nach wie vor für das von Ulrich Krauth im Radio
beworbene Walnussöl, das wie sein Mandel- und
Haselnussöl in der historischen Presse gewonnen
i pressen wir gerade Leinsamen.“ Dabei entstehen wird. „Walnüsse verarbeiten wir fast ausschließ-
als Nebenprodukt auch Pellets, also das, was von lich in Lohnpressung. Die Leute bringen uns 10
Ölmühle Illingen
den gepressten Leinsamen übrig ist. Die Pellets bis 13 Kilogramm gut getrocknete Walnusskerne
Neben Bio-Ölen gibt enthalten noch acht bis neun Prozent des wert- und nehmen nach anderthalb Stunden rund acht
es im Hofladen auch
viele weitere Pro- vollen Leinöls und werden von Jürgen Krauth vor Liter Öl mit nach Hause“, so Krauth. Die Walnuss-
dukte: etwa Bio-Es- allem über die Organisch-Biologische Erzeuger- kerne werden kiloweise in einen Presszylinder
sige, Bio-Honig oder
Walnussnudeln. Ein gemeinschaft Hohenlohe (OBEG), einen Zusam- eingeschichtet.
Besuch lohnt sich, menschluss mehrerer Bio-Landwirte vor Ort – an
auch um über die Bio-Bäckereien in Baden-Württemberg geliefert, Immer wieder gehen Besucher der Ölmühle
Schulter zu gucken.
Mehr Infos: die das dann zu Mehl verarbeiten. Ein kleiner Teil die Stufen zur historischen Presse nach unten und
oelmuehle-illingen.de wird zudem als Zusatzfutter für Pferde verkauft. schauen einem der Mitarbeiter über die Schulter.
So eine Schneckenpresse ist eher unscheinbar Für Jürgen Krauth gehört dies wie selbstverständ-
– kein Vergleich zur Ölpresse von 1904. Doch ihre lich dazu: „Hier kann man immer zuschauen. Bei
Arbeit verrichtet sie stoisch, an sechs bis sieben uns ist quasi jeden Tag gläserne Produktion“, sagt
Tagen die Woche, muss lediglich alle drei bis vier der Ölmüller lachend. Eigens dafür habe er ein
Stunden neu mit Saaten befüllt werden. So ver- Stück Wand am Produktionsraum ausgebrochen,
arbeitet Krauth rund 23 Tonnen Lein sowie je vier um ein Fenster einzubauen. „Oder um es mal
Tonnen Hanf und Mohn pro Jahr. In Bio-Qualität, schwäbisch auszudrücken: Bei ons derf m‘r seha,
gewachsen, quasi vor der Haustüre. wo ebbes herkommt!“
Hier geht's Als der studierte Gesundheitswissenschaftler
direkt
zum Erzeuger: seinen Job als Projektleiter zwei Tage vor seinem Mehr Infos über die Ölmühle gibt es
50. Geburtstag an den Nagel hängt, um als Öl- unter oelmuehle-illingen.de
64