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Brände
Standort unterhalb des Waldsaums stapeln sich schied. In trockenen Jahren hat ein Weizenkorn
die Fässer zu Türmen und geben kaum die Sicht mehr Eiweiß und weniger Stärke. Das Gegenteil
frei auf die kupfernen Röhren und Kessel der wäre aber besser, da für die alkoholische Gärung
Brennanlagen. Hier geht was, das hört man, denn Stärke gebraucht wird. Was für den Brenner weni-
die eine Bio-Brennblase läuft kontinuierlich durch. ger gut ist, ist besser für die Tiere. Als Tierfutter ist
Die Fässer sind mit Zwetschgenwasser oder Bio- die eiweißhaltige Schlempe geradezu ideal. Die
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land Korn beschriftet. Ein Mitarbeiter setzt, wo Abwärme, die bei der Gärung entsteht, wird für
Brennkunst notwendig, mit einem elektronischen Hubwagen den laufenden Betrieb genutzt, der Strom wird zu
Dank seiner geo-
grafischen Lage Gebinde um. 70 Prozent selbst auf dem Dach produziert.
ist Mittelbaden ein
Obstland und stark
,
in der Destillation. Schnaps ist Schnaps, heißt es zwar, aber in „Im Biogeschäft ist noch viel Potenzial“ weiß
Hotspots der Brenn- diesem Fall stimmt das eben so nicht ganz. Für Markus Kessler. Die herkömmlichen Edelbrände
kunst sind Oberkirch
und das Renchtal die Gärung eines Bio-Destillats braucht Markus stagnieren, das ist bekannt. „Beim Schnaps-
mit mehr als 1100 Kessler Malz. Dort, wo modern gebrannt wird, brennen ist Bio erst am Anfang“, ist er überzeugt.
Brennereien. Zwar
sind Bio-Brenner nimmt man Enzyme. Zudem darf Kessler keine Passend dazu kommen Anfragen von Bio-Eier-
rar – die Arbeit ist Schwefelsäure benutzen. Diese wird aber konven- Produzenten. Bekanntlich legen Hühner immer,
aber auch ohne Bio- tionell gern genutzt, um den PH-Wert zu senken. auch wenn keine Backsaison ist. Die Lösung
Siegel ökologisch
wertvoll. Das Obst Hier behilft sich der Schwarzwälder mit Hefen. liegt im Eierlikör, für den es Ethanol braucht.
stammt oft von Ansonsten verläuft der Brennprozess wie über- „Win-win“, würde man dazu sagen, denn Eierlikör
Streuobstwiesen
oder von Baum- all und dank modernster Technik fast vollauto- lieben Einheimische und Touristen. Auch stark
raritäten. matisch. Der Brennvorgang selbst, bei dem die im Kommen seien Bio-Liköre. „Bio-Kirschwas-
mit gegärter Maische befüllte Brennblase erhitzt ser gibt es noch nicht“, sagt Markus Kessler. Was
wird, der Alkohol verdampft, wieder abgekühlt aber nichts zu sagen hat. Vielleicht gibt’s ja über
und aufgefangen wird, wird am Display einpro- diesen Klassiker bald Neues zu berichten …
Hier geht's grammiert.
direkt
zum Erzeuger: „Auch Weizen ist nicht gleich Weizen“, erzählt Weitere Infos über die Brennerei Kessler und ihre
uns der Brenner. Die Saison macht den Unter- Produkte gibt es hier: brennerei-kessler.de
Zweierlei Arbeit: Auch der Chef muss mit anpacken,
hier versetzt er einen Kübel mit Bio-Getreide. Für
die Arbeit rechts braucht er ein feineres Instrument.
Riecht der Bio-Kirschlikör nach Kirsche?
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