Page 32 - Biolaendle_2024
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Ganz in Weiß
… und in Bio!
Die Scheunenwirtin in Bartholomä ist längst zur Marke
geworden. Als eine der wenigen Event-Locations bietet sie
Hochzeiten und weitere Veranstaltungen in Bio-Qualität an
Text: Pascal Cames
ie bedauerliche Nachricht steht wurden Gastgeber und mit der Nachfrage
im Kleingedruckten: „Wir sind eine wuchs das Geschäft. Es sprach sich her-
D Eventgastronomie und haben da- um, dass man hier schön festen kann. Und
her keinen öffentlichen Tagesbetrieb.“ Das vor allem gut speisen! „Ich habe mich hier
ist bitter, denn Renate Liebs Kochkunst ist rausgekocht“, sagt Renate Lieb. Anfangs
längst über die Grenzen der Ostalb hinaus wurde Schweinebraten verlangt, mittler-
bekannt. Sie zählt zum exklusiven Klub weile spielt die Scheunenwirtin in einer
der Bio-Spitzenköche. Aber da steht noch anderen Liga, wie etwa auch in ihrem
was auf der Webseite: „Private Feiern füh- Kochbuch „Scheunenwirtin“ (Insel Verlag,
ren wir ganzjährig durch. Bitte anfragen.“ 2022) zu sehen ist. Die Gastgeber brach-
Wer also Renate Liebs Köstlichkeiten in ten für ihr Unternehmen ohnehin gute Ei-
Bartholomä essen will, muss heiraten – genschaften mit: Sie ist Köchin, er kommt
oder einen sonstigen Anlass für eine Feier von der Bank. Das Bauchgefühl war so gut,
finden. Die Scheunenwirtin, so heißt Liebs dass sie es ohne Businessplan wagten.
Betrieb, ist eine von drei Eventgaststätten Die Spezialisierung auf Bio – die
in Deutschland, die Hochzeiten in 100 Pro- Scheunenwirtin pflegt seit vielen Jahren
zent Bio-Qualität anbietet. entsprechende Partnerschaften, unter
anderem mit Bioland und Demeter – hat
Dass alles so gekommen ist, war von einen guten Grund: Das Paar war selbst
den Eheleuten Renate Lieb und Günther auf den Geschmack gekommen. Das
Saiger eigentlich nicht geplant gewesen. Fleisch aus der Region in Bio-Qualität zu
Doch manchmal ergeben sich die Dinge beziehen, war vor 28 Jahren allerdings
eben, und dann kommt eins zum ande- noch eine Herausforderung. Anfragen lie-
ren und im Nachhinein erscheint es ab- fen ins Leere. Der eine hatte mit Gastrono-
solut schlüssig. Da Renate Liebs Eltern men schlechte Erfahrungen gemacht, der
keinen Hofnachfolger hatten, gaben sie andere sagte, dass er nicht nur die Steaks
schweren Herzens die Landwirtschaft verkaufen wolle. „Und was mach’ ich dann
auf. Die Scheune stand leer und wurde für mit dem Rest?“ Das war tatsächlich eine
Familienfeste genutzt. Und weil die Be- gute Frage, die zur Lösung ihres Problems
dingungen so gut waren, feierten alsbald führte. Die beiden riefen die Rinderhalter
auch Leute aus dem Dorf oder der Umge- an und sagten, „bringt uns einfach das
bung hier ihre Partys. Das war vor über 20 ganze Rind“. Seitdem läuft’s. Interessan-
Jahren. Renate Lieb und Günther Saiger terweise ist Fleisch auf Bio-Hochzeiten
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