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Bio-Musterregion
                                                                                LUDWIGSBURG-
                                                                               STUTTGART

                                                                               In keiner anderen Bio-Musterregion prallen so viele Ge-
                                                                               gensätze aufeinander: Durch die hohe Bevölkerungsdich-
                                                                               te und die fl  orierende Wirtschaft wird der Landwirtschaft
                                                                               immer wieder Fläche entzogen, gleichzeitig gibt es aber
                                                                              auch ein hohes Absatzpotenzial für regional erzeugte
                        Müllerin mit
                        Müllerin mit
                                                                              Lebensmittel vor Ort. Die Böden sind fruchtbar und auch
                                                                              Ackerbau wird intensiv betrieben.





            Laib und Seelen!












                     19 Mühlen gab es einst im idyllischen Glemstal – acht sind heute noch in Be-
                     trieb. Warum die 675 Jahre alte Tonmühle Ditzingen dazugehört und was das
                             mit Bio-Getreide zu tun hat, wollten wir von Müllermeisterin
                                       Maria Siegle in Mühle und Küche erfahren


                                              Text: Heike Schillinger - Foto: Michael Bode



                 enn Mehl sprechen könnte –   allermeiste Zeit kein Bio. Und man hat   Müllerin und führt uns eine Etage höher.
                 ob es dann wohl „Beam me   hier immer mit Landwirten aus der Regi-  Hier  holen  fünf doppelte  Walzen stühle
        Wup, Maria!“ sagen würde?           on zusammengearbeitet, was uns heute   das Mehl schonend  aus dem Korn.
        Gefühlt zischen Schrot, Grieß und Mehl   noch sehr wichtig ist.“ Als sie die Mühle   17 Mal wird das Getreide durch die Wal-
        in den gut 15 Zentimeter langen, durch-  übernommen  hätten,  sei  hier  aber  tat-  zen geschickt, dazwischen  wird es – in
        sichtigen Plexiglassichtfenstern nämlich   sächlich nur konventionelles Getreide   Plastikröhrchen –  immer wieder nach
        mit Lichtgeschwindigkeit nach oben un-  verarbeitet worden. Erzählt’s und zeigt   oben zu den Siebmaschinen unterm
        ters Mühlendach – und wecken so mal   auf ein eher unscheinbares Fachwerk-  Dach gesaugt. Sie trennen Schrot und
        eben  Erinnerungen  ans  Star-Trek-Uni-  gebäude, in dem täglich bis zu 20 Ton-  Grieß in unterschiedlicher Feinheit von-
        versum.                             nen Bio-Getreide gemahlen werden.    einander und schicken die einzelnen
                                                                                 Sektionen wieder nach unten Richtung
           Dabei  geht  es  in  Maria  Siegles   Wir starten ganz unten – da, wo   Mahlwerk. Das Mehl wandert jeweils
          Getreidemühle eigentlich gar nicht so   das Mehl abgefüllt oder draußen verla-  direkt ins Silo.
        futuristisch zu. Obwohl: Zukunftswei-  den wird. „Wir befüllen noch recht viele
        send war es schon, dass Maria und ihr   25-Kilo-Säcke.  Für  Erzeugergemein-  Bis zu 1600 Tonnen  Weizen,  Dinkel
        Mann Ulrich Siegle 1992 auf die  Ver-  schaften aus der Region oder auch für   und Roggen fasst die riesige Getreide-
        mahlung von Bio-Getreide umgestellt   Bäcker, die nicht komplett auf Bio um-  kammer aus  Wellblechstahl, in die
        haben, oder? „Das war natürlich lange,   gestellt haben“, sagt Stiegle. Viele wür-  das Paar mit der Umstellung auf Bio-
        bevor Bio Trend wurde“, sagt die 61-jäh-  den aber nur ein, zwei Bio-Brote an-  Getreide investiert hat. Manchmal reicht
        rige Müllermeisterin und lacht herzlich:   bieten. „Da brauchen die kein Silo voll   selbst das nicht aus, und sie bringen
        „Wir feiern dieses Jahr 675 Jahre Ton-  Bio-Mehl, sondern bestellen das einfach   einen  Teil im  Silo einer anderen,  nur
        mühle Ditzingen. Davon kannte man die   bei ihrem Lieferanten mit“, erzählt die   anderthalb Kilometer entfernten Mühle

                                                                                BIO-MUSTERREGION LUDWIGSBURG-STUTTGART  13
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