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„Der Bioanbau ist in der Mitte
angekommen. Das gegenseitige
Verständnis hat bei uns Landwirten
stark zugenommen – auch wenn
nicht jeder gleich auf Bio umstellt.“
Frank Fellmann, Bio-Landwirt
muss dazu sagen, meine Eltern waren anfangs
extrem skeptisch, wie eigentlich alle ringsum in
der Landwirtschaft. Erst als die Leute gesehen
haben, der kriegt das hin, wurde es besser. Heu-
te sind wir im Ort der einzige Hof im Vollerwerb.
Was hat sich in den 30 Jahren verändert?
FELLMANN: Der Bioanbau ist in der gesellschaft-
lichen Mitte angekommen, ganz klar. Das gegen-
seitige Verständnis hat auch bei uns Landwirten
stark zugenommen – selbst wenn deshalb nicht
jeder gleich auf Bio umstellt. Das muss man wirt-
schaftlich auch auf sichere Beine stellen, das ist
i
keine Spielerei.
Auf Frank Fellmanns SCHIFFMANN: Das Wirtschaftliche ist das eine,
Eberbachhof in
Schefflenz, Demeter- aber das ist auch die Frage: Womit kann man sich
zertifiziert, leben die identifizieren?
Rinder in der Mut-
terkuhherde (und
haben pro Tier mehr Herr Minister Hauk, wie wichtig sind solche
als einen Hektar Flä-
che zur Verfügung) Vorreiter wie Frank Fellmann für den ökologi- Mit dem Aktionsplan Bio aus Baden-Würt-
und die Schafe auf schen Landbau in Baden-Württemberg? temberg möchte das Land nicht nur die Rahmen-
großen Wiesen. Auf HAUK: Sehr wichtig! Bio-Landwirte wie er sind bedingungen für ökologisch wirtschaftende Be-
Fellmanns Äckern
wachsen Getreide, Leuchttürme, weil sie jahrzehntelange Erfahrung triebe verbessern, sondern auch den Neueinstieg
diverse Urgetreide haben und diese auch mit jüngeren Kollegen of- oder Umstieg erleichtern. Warum ist das Thema
und Sondersaaten
wie Lein, Leindotter, fen teilen. Das ist toll! Heutzutage den Hof umzu- mittlerweile so wichtig für die Politik?
Hanf oder Hirse. Ein stellen, ist in jedem Fall mit wirtschaftlichen Ri- HAUK: Aus der Diskussion zum Einsatz von
weiteres Spezialge-
biet: die Reinigung siken verbunden, zumal die Betriebe mittlerweile Pflanzenschutzmitteln heraus haben wir uns die
von Sondersaaten. deutlich größer sind als noch vor 30 Jahren, als Verpflichtung auferlegt, den regionalen Bio-An-
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demeter.de die Landwirtschaft kleiner strukturiert war. Ganz bau zu fördern, sodass – gemessen an der Ge-
zentral ist dabei die Frage der Produktivität. Im samtfläche und entlang der Nachfrage – in zehn
Bio-Sektor liegt diese bei den Erträgen gegenüber Jahren 30 bis 40 Prozent der Flächen mit biologi-
konventionellen Betrieben bei zwei Dritteln. Wir schem Anbau genutzt werden und wir den Einsatz
müssen daran arbeiten, dass die Ertragskraft der von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmit-
Hier geht's Böden auch erhalten und Erträge dauerhaft stabil teln deutlich runterfahren können. Das ist aber
direkt
zum Erzeuger: bleiben. Hier sind Fruchtfolgen gute Beispiele da- noch ein langer Weg. 2021 waren wir immerhin
für, wie und dass es klappen kann. schon bei 14,5 Prozent ökologisch bewirtschafteter
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