Page 14 - bio_laendle
P. 14
unter. „Es gibt hier vier weitere Mühlen, arbeiterfest vorbereiten. Das trifft sich
aber wir machen uns keine Konkurrenz“, gut: Unsere Mägen knurren schon. Dann
sagt Siegle. „Die einen haben sich auf wollen wir mal schnell ein paar Seelen in
die Futtermittelproduktion spezialisiert, den Backofen schieben.
die anderen auf Mehl, das von Pizza-
bäckern verwendet wird. Und wir haben Schnell ist der richtige Ausdruck.
uns Bioland angeschlossen.“ Aus Über- Einen Moment innehalten, damit der
zeugung, aber auch weil den Bio-Bauern Fotograf mitkommt? Beinahe unmög-
in der Region eine Mühle fehlte, in der lich, wenn Maria Siegle im Backmodus
ihre Getreideernte verarbeitet werden ist. Während sie von ihrer Kindheit als
konnte. Heute würde man das als Win- Müllerstochter in Bayern erzählt – ihren
win bezeichnen: Die Bio-Bauern haben Mann Ulrich und „seine“ Tonmühle
sich als Erzeugergemeinschaft verpflich- lernte Maria kennen und lieben, als sie
tet, bei Siegles abzuliefern, und die beide mit Mitte Zwanzig die Meister-
Die Siegle-Sprösse Michael und
Ann-Katrin sind nicht nur neben der Müllermeister hatten Planungs sicherheit schule besuchten –, befeuchtet sie die
Tonmühle auf-, sondern dabei auch in und konnten investieren. Arbeitsfläche für den über Nacht aufge-
sie hineingewachsen. Beide sind gangenen Dinkelteig, benetzt auch ihn
inzwischen Teilhaber der 675 Jahre
,
alten Mühle im Glemstal. „Küche?“ fragt die Müllerin ein- mit Wasser und faltet ihn zweimal. „Mit
ladend. Gerade als wir an Hofladen dem Dinkelmehl 630 arbeite ich am
samt Mühlencafé und Terrasse vorbei- liebsten. Damit kann man super Weizen
kommen, steuern Michael Siegle, 39, ersetzen. Wichtig ist nur, dass man Din-
und Ann-Katrin Raidt, 33 – die vor ihrer kel nicht so stark kneten darf wie Wei-
Hochzeit ebenfalls Siegle hieß – auf uns zen.“ Dann schneidet sie einzelne Stücke
zu. „Darf ich vorstellen? Die nächste vom Teig, zieht diese in die Länge und
Generation“, sagt Maria Siegle nicht setzt sie aufs Backpapier. „Die müssen
ohne Stolz. Zwei der drei Sprösslinge nicht akkurat aus sehen“, sagt die Mülle-
sind schon mit eingestiegen, wollen die rin lachend. „Im Gegenteil, die Seelen
Mühle, die seit mehr als 400 Jahren in dürfen ganz unterschiedlich sein. Bei
Fami lienbesitz ist, auf jeden Fall wei- uns gleicht ja auch keiner dem anderen
terführen. Für den dritten gäbe es auch – und das ist gut so.“ Wie recht sie hat.
noch Platz, „der ist aber sehr glücklich, Und dann gibt sie uns gleich noch die
mit dem, was er tut. Und wenn er es ist, Rezepte mit. Was für ein Glück …
Hier geht‘s sind wir es auch!“ Weiter geht‘s! Im di-
direkt
zum Erzeuger: rekt angrenzenden Wohnhaus der Fami- Mehr Infos, auch zum Mühlenladen
lie will die Müllerin noch was fürs Mit- und Café, unter tonmuehle.de
14