Page 24 - bio_laendle
P. 24
sind. Bei Braugerste kostet Bio mehr
als das Doppelte, bei Hopfen ist es das
Dreifache, bei Beeren mitunter das Fünf-
fache. „Mischkalkulation“, sagt Gottfried
Härle dazu. „Und wenn man die ökologi-
schen Kosten mal mit einrechnen würde,
ist Bio immer besser. Aber daran krankt
die Betriebswirtschaft ja leider, dass man
externe Kosten einfach ausklammert“, ist
er überzeugt.
Gottfried Härle handelt aus eigenem
Antrieb. Seine Leidenschaft für nachhalti-
ge Landwirtschaft und das Naturprodukt
Bier ist keine bloße Marketing-Strategie.
Das starke Netzwerk aus Brauern Sie entspringt innerster Überzeugung,
und Bauern basiert auf Fairness, Ver- die er mit seiner Geschäftspartnerin und
trauen und Perspektive. „Wir lassen uns designierten Nachfolgerin teilt: Esther
beispielsweise drei bis vier Jahre Zeit, Straub wird die Familienbrauerei und
um eine neue Limonadensorte auf den Gottfrieds Netzwerk einmal weiterfüh-
Markt zu bringen“, erklärt der Seniorchef. ren. Nicht verwandt, nicht verschwägert,
„So hat man Zeit, Partner zu finden, die aber seit Jahren mit den Härles eng
Rhabarber oder Beerenobst für einen verbunden. Als Jugendliche hat sie wie
anbauen. Ein Zehn-Jahres-Vertrag gibt ihre Geschwister in der nahe gelegenen
dann für beide Seiten Sicherheit.“ Dass Brauerei gejobbt, dann Jura studiert
mit Abnahmeverpflichtung und im Vor- und eine Brauereigaststätte geführt.
feld definierten Preisen viel unterneh- „Wir haben keine eigenen Kinder“, sagt
merisches Risiko bei der Brauerei liegt, Härle dazu. „Aber das ist nur ein Aspekt
stört die Härles nicht. „Gründlichkeit in dieser ganzen Nachfolgesache. Ich
Ob Hopfen für das Bier (unten)
oder Birnen für die Seezüngle- geht bei uns vor Aktionismus. Wir haben bin überzeugt: So ein Betrieb wie die
Getränke (oben): Die Chefs von uns 15 Jahre Zeit gelassen, um von drei Brauerei gehört sich selbst. Ich habe ihn
Härle legen Wert auf direkten Aus-
tausch mit ihren Bio-Lieferanten auf fünf Sorten zu kommen.“ Gleichzei- eigentlich nur geliehen bekommen, bin
tig aber profitiert Härle jetzt vom Aufbau vielleicht so etwas wie der Statthalter.“
seiner regionalen Wertschöpfungskette Also wird die Brauerei nicht etwa
mit verlässlichen Partnern. Explodieren- meistbietend verkauft, sondern über-
de Rohstoffpreise, reißende Lieferketten schrieben, um fortgeführt zu werden.
– in Leutkirch kein Thema. Damit es weitergeht mit dem Netzwerk
und dem Miteinander in der Region und
Bio-Netzwerk, Klima-Neutralität, man nach dem 125-Jährigen im Jahr
Öko-Strom: Was kostet wohl so ein Bier? 2022 ein noch größeres Jubiläum feiern
„Einen Euro pro Flasche“, sagt Gottfried kann, wie Gottfried Härle sagt. „2047
Härle. „Zumindest, wenn man eine Kiste feiert die Brauerei ihr 150-Jähriges. Da
nimmt, also 20 Flaschen.“ Härle unter- wäre ich natürlich gern dabei!“
Hier geht's scheidet beim Preis nicht zwischen Bio-
direkt
zum Erzeuger: Qualität und konventionellem Bier, ob- Mehr Infos zu Produkten und auch
wohl die Bio-Rohstoffe natürlich teurer Veranstaltungen unter haerle.de
24