Page 43 - Biolaendle_2024
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Biolandhof Bleiche, auf  der anderen Seite  der B28.
        Ein kürzerer Weg vom Feld in die Küche und auf den
        Teller ist so kaum denkbar. „Vom Biohof bekomme
        ich sogar geputztes Gemüse und gewaschene Kar-
        toffeln“, berichtet Thumsch in seiner topmodernen
        Küche. Hier ist es kein Problem, täglich tausend Es-
        sen zuzubereiten. Doch Technik ersetzt eben nicht
        den Menschen: „Ich habe 32 hoch qualifizierte Mit-
        arbeiter, die mit viel Eigeninitiative ans Werk gehen“,
        sagt er.
           Einer davon ist Martin Raetsch, der jedes Gericht
        punktgenau auf den Teller bringt. Thumsch nickt an-
        erkennend:  „Unser  Anspruch ist Restaurantniveau.“
        Das bleibt nicht unbemerkt: Auch der Vorstand des
        Automobilzulieferers speist gern im Betriebsrestau-     Oben: Der Biolandhof Bleiche liefert seine Kartoffeln geputzt und sor-
        rant, das  2022 das  Gütesiegel  für die Verwendung     tiert an, dank zahlreicher helfender Hände. Unten: Stefan Thumsch (l.)
        regionaler Produkte „Schmeck den Süden – Genuss             bespricht mit seinem Koch Martin Raetsch das kommende Menü
        außer Haus“ erhielt. Die Speisekarte ist vielseitig: kre-
        olische Hühnerpfanne mit Trockenfrüchten, schwar-
        zen Bohnen und Reis, Massaman-Curry oder doch die
        Ramen-Bowl mit kräftigem Sojafond, Paprika, Lauch,
        Karotten,  Brokkoli,  Bohnen,  Ei  und  Rindfleischstrei-
        fen?  Dass es den  Mitarbeitenden schmeckt, sieht
        man an den leeren Tellern. „Wir haben nur 16 Gramm
        Abfall pro Portion“,  sagt  Thumsch, und  das  freut
        den  Koch ebenso wie den  Betriebswirt.  Hier geht’s
        schließlich um Nachhaltigkeit, und die wird ernst ge-
        nommen.

           Daniel  Pfeiffer weiß das  nur  zu gut.  Er steht
        schon wieder auf dem Feld auf der anderen Seite der
        Straße. „Wir haben eine perfekte Kreislaufwirtschaft
        aufgebaut“, findet er. „Wir mischen unsere Erde selbst,
        haben ein eigenes Anzuchthaus, und die Reststoffe
        aus der Tierhaltung kommen zurück auf den Acker.“
        Einfache Lösungen für eine komplizierte Welt. Doch
        die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen:
        „Die größte ist das Klima“, erklärt Pfeiffer. „Früher hat-
        ten wir unsere Gemüsefelder längs zum Tal angelegt.
        Doch der Starkregen wurde so häufig, dass der Boden
        weggeschwemmt wurde. Jetzt haben wir alles quer
        angelegt – es war eine Notwendigkeit.“
           Für Stefan Thumsch ist der Winter die eigentliche
        Bewährungsprobe. Eine  Tonne Lebensmittel  ver-
        arbeitet seine Küche täglich, davon sollen 200 Kilo-
        gramm biozertifiziert sein. „Von Dezember bis Februar
        ist das eine Herausforderung“, gibt er zu. Aber auch
        in der kalten Jahreszeit finden die beiden Nachbarn
        Lösungen – kurze Wege, große Flexibilität.
           Gäbe es diese Geschichte nicht, man müsste sie
        erfinden. Aber sie eignet sich nicht nur zum Erzäh-
        len – sie taugt auch als Vorbild.
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