Seit sechs Jahren werden mit Bio-Sternen Hohenloher Betriebe prämiert, die ihre Produkte mit viel Leidenschaft und Nachhaltigkeit erzeugen. 2025 wurden die Preise wieder – passenderweise – beim Käse- und Genussmarkt im Freilandmuseum Wackershofen verliehen. Über eine Ehrung durften sich freuen: die Bäckerei ProvinzBrot aus Blaufelden-Ehringshausen für ihre Brotsorten, der Hofladen der Familie Frank aus Künzelsau-Garnberg für den hauseigenen Demeter-Apfelsaft und die Weinmanufaktur Ingelfinger Fass für ihr Bio-Weinsortiment.
In der Bio-Musterregion Hohenlohe gibt es bereits rund 30 ausgezeichnete Produkte und Höfe. „Die Bewertungskriterien sind streng”, erklärte Dr. Walter Döring, Koordinator der Bio-Musterregion Hohenlohe und Initiator der Hohenloher Bio-Sterne. „Dafür können die ausgezeichneten Betriebe ein Gütesiegel vorweisen, das nur hier in Hohenlohe verliehen wird.“ Die Preisträger gehören dieses Jahr überwiegend der jüngeren Generation an. Das mache Hoffnung und Mut für die Zukunft, meinte Döring. „Wir bilden bereits eine sehr schöne Vielfalt an regionalen Erzeugern ab“, stellte Regionalmanagerin Tamara Rogalski bei der Preisverleihung zufrieden fest. Martin Ries vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium ergänzte: „Wir freuen uns, dass es engagierte Menschen gibt, die tolle Produkte für uns kreieren, die uns Genuss servieren.“ Wer biologische Lebensmittel produziere, lebe im Einklang mit der Natur, betonte die Landtagsabgeordnete Catherine Kern (Grüne).
Die oft kleinen, familiengeführten Betriebe sicherten die Ernährung gerade in Zeiten instabiler Märkte und globaler Krisen. „Sie sorgen dafür, dass der Geschmack unserer Heimat lebendig bleibt.“
Preisträger
Der naturtrübe Demeter-Apfelsaft vom Hofladen Frank aus Künzelsau-Garnberg kommt ohne Schnickschnack aus und schmeckt nach Natur. Einhundert Prozent Direktsaft, ohne Konzentrat, ohne Zucker, ohne Zusätze – einfach pur. Anja Frey, Vorständin der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL), sagte: „Das ist genau das, wie gute Lebensmittel sein sollen.“ Das Obst stammt aus der eigenen biodynamischen Landwirtschaft, wird in der Nähe verarbeitet und direkt verkauft: im eigenen Hofladen und auf dem Wochenmarkt in Künzelsau. Familie Frank legt Wert auf Klimaschutz und Biodiversität. Sie besitzen 150 Hochstamm-Obstbäume, viele davon stehen auf klassischen Streuobstwiesen oder an Ackerrändern und Wiesenweiden. Sie spenden den dort grasenden Kühen Schatten. Zum 60-jährigen Jubiläum als Demeter-Hof wurden neue Bäume gemeinsam mit Kundinnen und Kunden gepflanzt. Die Streuobstwiesen sind artenreiche Lebensräume. Auf manchen Bäumen hängen Nistkästen und alte Bäume dürfen oft einfach stehen bleiben. Die Äpfel werden per Hand aufgelesen, der Saft schonend erhitzt und in Pfandflaschen aus Glas abgefüllt. Die Verarbeitung erfolgt in einer kleinen regionalen Safterei – fair und auf Augenhöhe.
Ehrliches Bäckerhandwerk – das ist ProvinzBrot aus Blaufelden. Thomas Goldbach verwendet dafür eigene Sauerteige, die ohne zugekaufte
Hefen auskommen. Als weitere Zutaten dürfen viel Geduld und noch mehr Sorgfalt nicht fehlen. Verarbeitet werden biologisches Getreide und Saaten von der OBEG Hohenlohe, also direkt aus der Region. Die Brote tragen klangvolle Namen wie „Kerniger Kasten“, „Das Wilde Milde“ oder „SaisonBrot Alte Sorten“ und haben jeweils einen eigenen Charakter. Sie sind handgemacht, mit regionalem Strom gebacken und werden in einem eigenen Pfandbeutelsystem per Elektroauto ausgeliefert. Damit nicht genug: Bei ProvinzBrot wird nicht auf Vorrat produziert. Fast jedes Brot ist vorbestellt, wodurch Ressourcen gespart und Abfall vermieden werden. Laudatorin Dr. Anna Schmieg, Geschäftsführerin der OBEG Hohenlohe, lobte: „Dies ist ein durchdachter, nachhaltiger und absolut konsequenter Ansatz. Nachhaltiger geht nicht.“
Die Weinmanufaktur Ingelfinger Fass versteht sich als Teil der Landschaft und der Gemeinschaft im Kochertal. Marcel Schmieg und sein Team bewirtschaften rund 3,5 Hektar Rebfläche. Mit dem ersten bio-zertifizierten Jahrgang 2023 ist ihm ein wichtiger Schritt gelungen. Die PIWI-Sorten, wie beispielsweise Cabernet Blanc oder Cabernet Cortis, schmecken nicht nur gut, sondern sind auch resistenter gegen Pilze und Schädlinge. Dadurch werden deutlich weniger Pflanzenschutzmittel benötigt. Die Steillagen werden nachhaltig bewirtschaftet, auf den Terrassen wird Begrünung gefördert und so Erosion vermieden. Die Natur dankt es mit einem Blütenmeer und vielen Schmetterlingen. Die Trauben werden klassisch angebaut und per Hand selektiv gelesen – mit viel Gespür für den Jahrgang und den Boden. Tamara Rogalski,
Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Hohenlohe, würdigte in ihrer Laudatio: „So entsteht ein charaktervoller Wein mit Herkunft, in dem man das Engagement der Winzer schmeckt.“ Auch bei der Verpackung wurde mitgedacht: weniger Karton, Etiketten aus Papier und keine unnötige Ausstattung. Der Wein wird regional vermarktet, und zwar direkt am Ingelfinger Fass, über das Schlosshotel Ingelfingen oder über einen Onlineshop.
Die in diesem Jahr ausgezeichneten Produkte sowie die Erzeugnisse, die schon länger mit einem Bio-Stern werben können, konnten am Stand der Bio-Musterregion von den vielen Besucherinnen und Besuchern genossen werden.
Weitere Infos zu den Produkten finden Sie auf den jeweiligen Homepages der Betriebe:
