Im Oktober haben im Rahmen der Öko-Aktionswochen drei Filmvorführungen mit Filmgespräch des Films „Unser Boden – unser Erbe“ stattgefunden. Die Filmvorführungen wurden von der Bio-Musterregion Ravensburg in Kooperation mit dem Verein wirundjetzt e.V. und dem jeweiligen Kino organisiert und durchgeführt. Insgesamt sahen den Film so über 200 Personen im Landkreis Ravensburg. In Weingarten, Isny und Leutkirch fand jeweils eine Vorführung mit Filmgespräch statt. Im Mittelpunkt stand an diesen Abenden das Thema „Boden“.
Der Dokumentarfilm „Unser Boden, unser Erbe“ zeigt, wie wichtig und zugleich extrem bedroht unsere Lebensgrundlage, der Boden ist. Regisseur Marc Uhlig zeigt, warum diese kostbare Ressource die größte Wertschätzung verdient. Denn die dünne Humusschicht des Bodens versorgt alle Menschen auf der Welt mit Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und sauberer Luft. Und sie kann das Klima retten. Denn gesunde Böden sind nach den Ozeanen der größte Speicher für Treibhausgase und tragen wesentlich zur Senkung von CO2 bei. Aber um zehn Zentimeter fruchtbare Erde zu bilden, braucht unser Planet mehr als 2.000 Jahre. Und dennoch nutzen wir unsere Böden, als wären sie unerschöpflich. Damit ist unsere Lebensmittelquelle gefährdet. Was bedeutet das für die Zukunft? Wie muss sich die Landwirtschaft, die Gesellschaft ändern, damit wir unseren Kindern eine lebendige Welt mit lebendigen Böden weitergeben können? Ob als Landwirt, Gärtner oder Konsument im Supermarkt – wir alle können zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen!
Während der Filmgespräche im Nachgang diskutierten die Zuschauer/innen mit je nach Filmvorführung unterschiedlichen Gesprächsteilnehmern aus der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche. Insbesondere schockierte die Aussage der Vereinten Nationen, dass uns nur noch 60 Erntejahre bleiben, in denen die Erträge für alle ausreichen. Eine Zuschauerin in Isny meinte nach dem Film: „Ich bin erschüttert wie blind ich durchs Leben gehe. Eigentlich dachte ich, ich hätte etwas Ahnung, aber nach dem Film bin ich erschüttert, wie wenig ich wusste.“
“Der Rückgang der Bodenfruchtbarkeit ist ein Phänomen von unglaublichem Ausmaß in Europa. Laut EU-Kommission für Umwelt ein Schaden von 39 Billionen Euro pro Jahr.“, so Christian Hiß, Gärtnermeister und Vorstand der Regionalwert AG Freiburg im Film. Doch „dem Produkt sieht man nicht an, ob der Bauer seinen Humus aufgebaut hat oder nicht. Besondere Leistungen diesbezüglich werden nicht vergütet und deshalb werden sie auch immer weniger erbracht.“, erklärt Demeter-Landwirt Urs Sperling. Dies ist ein generelles Problem, das aufgrund unserer Wirtschaft und der klassischen Vermarktungsform entsteht und Landwirte und Landwirtinnen immer weiter unter Druck setzt. Maria Heubuch, Landwirtin und ehemalige Abgeordnete im Europaparlament bestätigte dies am Abend des 11. Oktobers in Isny: „Der Druck auf die Bäuerinnen und Bauern ist derselbe wie vor 40 Jahren. Man kommt aus dem Hamsterrad nicht raus.“ David Steyer von der SoLaWi Ravensburg meinte am 10. Oktober in der Linse in Weingarten, dass wir über unser Wirtschaftssystem reden müssten. „Kapitalismus ist kein Kreislauf. Denn hier spricht man von Wertschöpfungsketten und eine Kette ist kein Kreislauf.“
Auch über Verantwortung wurde viel diskutiert. Wer muss handeln? Wer trägt die Verantwortung für einen gesunden Boden?
Ein Zuschauer meinte dazu, dass er nicht verstehen könne, warum manch Landwirt auf Kosten seiner eigenen Zukunft wirtschafte, wenn er den Boden nicht pflegt. Marion Bohner bewirtschaftet selbst einen Naturland-Betrieb mit ihrem Mann und meinte beim Filmgespräch in Weingarten, dass Boden für sie kein Besitz sei, sondern gepachtet ist von der nächsten Generation. „Damit die auch noch davon leben kann, tun wir alles für einen guten und gesunden Boden.“ Die ganze Verantwortung auf den Landwirt abzuschieben sieht auch Gottfried Härle von der Brauerei Härle, der am 24. Oktober in Leutkirch beim Filmgespräch dabei war, kritisch. Er sieht die Verantwortung auch bei der Politik und der Verteilung der Subventionen. „Entweder müssen die Schäden, die durch Landwirtschaft entstehen eingepreist werden, oder die Öko-Dienstleistungen der Landwirtschaft müssen entlohnt werden.“ Und wieder ein anderer Zuschauer sieht die Verantwortung beim Konsumenten, also bei uns allen, denn „der Kunde ist König. Er entscheidet was in der Landwirtschaft passiert.“
Und vielleicht müssen auch ganz neue „Verantwortungsmodelle“ her. So meinte ein Zuschauer in Weingarten, dass ihm das Modell der Solidarischen Landwirtschaft, die im Film gezeigt wurde, besonders gut gefallen habe, weil „hier Konsument und Landwirt gemeinsam Verantwortung übernehmen.“
Alles in allem waren die drei Filmvorführungen sehr erfolgreich. Insbesondere die Filmgespräche im Anschluss sorgten für ein tieferes Verständnis und ausführlicheres Begreifen des Themas bei den Zuschauerinnen und Zuschauern.
Wer jetzt Lust bekommen hat den Film selbst zu sehen, kann ihn bei W-Film bestellen oder streamen.