Steuerungsgruppe legt weitere Ausrichtung fest – Schnittgutaktion verlängert
Die Steuerungsgruppe der Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis hat vor kurzem zum zweiten Mal in Tauberbischofsheim getagt.
Stefan Fiedler, Regionalmanager der Bio-Musterregion, berichtete dem Beratungsgremium, dass bisher schon mehrere Projekte erfolgreich umgesetzt werden konnten. Diese kämen nicht nur den ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch der Biodiversität in der Kulturlandschaft und so letztlich auch den Bürgerinnen und Bürgern des Main-Tauber-Kreises zugute.
Gemeinsam mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Main-Tauber-Kreises wurde es ermöglicht, Schnittgut von Streuobstwiesen auf den fünf Kompostplätzen des Landkreises von Anfang Januar bis Ende März kostenfrei zu entsorgen. „Ich freue mich, dass wir das in relativ kurzer Zeit unkompliziert möglich gemacht haben“, sagte Fiedler. „Viele Bewirtschafter von Streuobstwiesen hätten ohne dieses Angebot die landschaftsprägenden Streuobstbäume nicht weiter jährlich gepflegt, denn das Verbrennen von Schnittgut ist mittlerweile untersagt und die Abgabe des Schnittguts war mit Kosten verbunden.“ Die Aktion ist mit mehr als 2500 Kubikmetern abgegebenem Schnittgut sehr erfolgreich verlaufen. Zudem lagen mehrere Bitten vor, den Aktionszeitraum auszudehnen. Deshalb haben sich Bio-Musterregion und Abfallwirtschaftsbetrieb kurzerhand entschieden, die Aktion bis Ende Mai zu verlängern.
Auch weitere Themen, die in der vergangenen Steuerungsgruppensitzung im Dezember besprochen wurden, konnten umgesetzt werden. So bot die Bio-Musterregion Anfang Februar ihre erste Online-Veranstaltung zum Thema Anbau und Vermarktung von Körnerleguminosen an. Die Veranstaltung wurde mit über 190 Teilnehmern sehr gut angenommen. „Dies zeigt die wachsende Bedeutung der einheimischen Eiweißproduktion. Die Konzentration auf Regionalität stärkt die heimische Landwirtschaft und reduziert den Importbedarf an Eiweißfuttermitteln“, erklärte Fiedler.
Der ehemals starke Schweinesektor im Landkreis ist laut Fiedler enorm unter Druck geraten. Dies wurde Ende März in der ersten Präsenz-Veranstaltung der Bio-Musterregion in Weikersheim-Schäftersheim deutlich. Insbesondere konventionell wirtschaftende Betriebe waren über viele Monate aufgrund der Marktlage hart in Bedrängnis geraten. Auf Bio umzustellen ist eine Möglichkeit, mit langfristigen Abnahmeverträgen kostendeckend zu wirtschaften.
In einem weiteren Projekt hat sich mittlerweile eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Ziel es ist, in eine teilmobile Schlachteinheit zu investieren. Dadurch, dass auf dem jeweiligen Herkunftsbetrieb in der gewohnten Umgebung geschlachtet wird, kann auf den Lebendtiertransport zum Schlachthof verzichtet werden, zum Beispiel bei ganzjähriger Weidehaltung. Stefan Fiedler koordiniert den Informationsfluss. Er sieht die Anschaffung einer Schlachtbox als große Unterstützung für die Direktvermarkter, nicht nur der ökologisch, sondern auch der konventionell wirtschaftenden Berufskollegen.
Ein weiteres großes Thema in der Bio-Musterregion ist die Absatzförderung, beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Bio-Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung. Hier ist die mangelnde Warenbündelung ein Hindernis für Großabnehmer. „Im Main-Tauber-Kreis gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Produkten, aber eben nur in kleinen Mengen“, erklärte Fiedler. Deshalb müsse auch landkreisübergreifend gedacht werden, weswegen er im Austausch mit Kollegen aus den benachbarten Bio-Musterregionen und den bayrischen Öko-Modellregionen steht. Eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Kurverwaltung und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA soll in nächster Zeit zusammen mit dem Regionalmanagement Anforderungen und Möglichkeiten identifizieren, wie es gelingen kann, mehr Bio-Produkte auf den Tellern der Region unterzubringen.
Überdies ist geplant, Produkte und Projekte aus dem Main-Tauber-Kreis, die in Verbindung mit der Bio-Musterregion stehen, künftig mit einem eigenen Bio-Logo zu bewerben. Dies wird künftig auch auf Werbematerial der Bio-Musterregion zu finden sein.
„Als Bindeglied zwischen Erzeugerinnen und Erzeugern sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern setzt sich die Bio-Musterregion dafür ein, dass die heimischen Wertschöpfung gestärkt wird. Die Steuerungsgruppe steht ihr dabei bestens vernetzt zur Seite“, teilte der Erste Landesbeamte Florian Busch mit. Die Steuerungsgruppe ist laut Busch enorm wichtig für die zielgerichtete Arbeit in der Bio-Musterregion. Angesichts der sinkenden Corona-Infektionszahlen seien auch wieder größere Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit möglich. So sind Verbraucherinnen und Verbraucher, Landwirtinnen und Landwirte und sämtliche weiteren Marktakteure eingeladen, sich in einem Offenen Forum über die Arbeit der Bio-Musterregion zu informieren und eigene Ideen einzubringen. Die Veranstaltung findet voraussichtlich Mitte Juli statt. Der Ort sowie das genaue Datum werden rechtzeitig bekanntgegeben.
In der Steuerungsgruppe sind außer den Kooperationspartnern der Bio-Musterregion (Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Kreisbauernverband Main-Tauber-Kreis, Tourismusverband Liebliches Taubertal e.V.) die verschiedenen Öko-Anbauverbände (Demeter, Bioland, Naturland, Ecoland), weiterverarbeitende und vermarktende Partner sowie die Landfrauen, die Gastronomie und die Kurverwaltung Bad Mergentheim vertreten.lra