Arbeit des Regionalmanagements im Fokus – Viele Themen angesprochen
Die Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis hat vor kurzem das erste Offene Forum im Landratsamt in Tauberbischofsheim veranstaltet. Ziel des Offenen Forums ist es, die Öffentlichkeit über die Arbeit des Regionalmanagements der Bio-Musterregion zu informieren. Daneben soll es auch Raum bieten, über Themen zu diskutieren und Impulse für die tägliche Arbeit aus den Kreisen der Interessierten aufzufangen. Das Offene Forum findet jährlich ein- bis zweimal statt und unterstreicht den Mehrwert des Projektes Bio-Musterregion für alle Beteiligten.
Zusammenfassend blickte der Erste Landesbeamte Florian Busch zufrieden auf das erste Dreivierteljahr des Projektes Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis zurück: „Unser Regionalmanager Stefan Fiedler hat es geschafft, in seinem ersten Jahr unheimlich viele Themen anzusprechen. Dadurch überzeugte er viele Menschen vom Mehrwert einer regionalen (Bio-)Landwirtschaft, auch innerhalb der Verwaltung. Im Idealfall schließt sich so der Kreis und die Wertschöpfung bleibt in der Region.“
Während der Diskussion würdigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Bio-Musterregion bereits bei vielen verschiedenen Themen erste Maßnahmen angegangen und Impulse gesetzt habe. Ein Teilnehmer fasste seinen Eindruck zusammen: „Ein bunter Strauß – ich bin begeistert, was bereits alles in Angriff genommen worden ist.“
Den Kreislauf vom Acker auf den Teller zu schließen, ist eines der wichtigsten Ziele des Regionalmanagers. Es solle möglichst viel Wertschöpfung in der Region verbleiben, erklärte Fiedler seine Ambitionen hinsichtlich der Etablierung und Stabilisierung von Wertschöpfungsketten in der (bio-)regionalen Landwirtschaft. Dies will der Regionalmanager mithilfe seiner Kooperationspartner schaffen, also dem Bauernverband und dem Tourismusverband Liebliches Taubertal e.V. sowie einer gut vernetzten Steuerungsgruppe. Die ökologische Landwirtschaft werde jedoch vor allem absatzorientiert weiterentwickelt. „Durch diesen Ansatz sollen Marktverwerfungen vermieden und soll die ökologische Landwirtschaft nachhaltig gefördert werden“, erklärte der ehemalige Leiter des Landwirtschaftsamtes, Meinhard Stärkel.
Eine der ersten Maßnahmen, die in der Bio-Musterregion umgesetzt wurde, war die kostenlose Schnittgutentsorgung von Streuobstwiesen im Zeitraum von Januar bis Mai auf fünf Kompostplätzen in der Region. Eine weitere Aktion beschäftigte sich ebenfalls mit Streuobst: Als Sitzungsgetränk im Landratsamt sowie in den Städten und Gemeinden Boxberg, Grünsfeld, Wittighausen, Külsheim, Niederstetten und Wertheim wird seit einiger Zeit die regionale Apfelschorle „Apfelspritzer“ des gemeinnützigen Vereins Tauberländer Bio-Streuobstwiesen e.V. serviert. Der Verein Tauberländer Bio-Streuobstwiesen sorgt dafür, dass die aufwendige Pflege der landschaftsprägenden Wiesen entsprechend entlohnt wird.
„Produkte, die dazu beitragen, die Wertschöpfung in der Region zu halten, sollte jede Verbraucherin und jeder Verbraucher im Supermarktregal auf den ersten Blick erkennen können, sonst gehen sie in der allgegenwärtigen Produktvielfalt unter“, erläuterte Fiedler. Deshalb wurde auf Initiative der Bio-Musterregion ein eigenes Bio-Region-Logo entwickelt, um regionale Produkte zu kennzeichnen, so dass sie in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen werden. Derzeit würden der markenrechtliche Schutz sowie die Vergabekriterien abschließend geregelt. Das erste Produkt, welches das Logo jetzt schon trägt, ist die Apfelschorle „Apfelspritzer“. Die Sonderedition mit dem Logo auf dem Etikett wird zunächst innerhalb der Verwaltung ausgeschenkt.
Die Besucherinnen und Besucher des Offenen Forums informierten sich auch über die praktische Arbeit in einer Projektgruppe der Bio-Musterregion. Dabei ging es um die ganzjährige Weidehaltung. Dieses Haltungssystem kommt der natürlichen Lebensweise eines Wiederkäuers möglichst nahe. Sie bringt jedoch eine Herausforderung, wenn das Tier geschlachtet werden soll. Ein Rinderhalter fasste das daraus resultierende Problem so zusammen: „Die Halterin oder der Halter arbeitet drei Jahre darauf hin, dass es dem Tier gut geht, damit die Fleischqualität bestmöglich ist. Dann soll das Tier gefangen werden, um es zum Schlachter zu verbringen. In einer Herde, die ganzjährig auf der Weide lebt, ist schon das Fangen ein Problem, zumal es zu Stress beim Tier führt.“
Die Arbeitsgruppe „Alternative Tierhaltung“ setzt sich deshalb für eine Alternative zum gängigen Schlachtprozess ein, den Weideschuss. Beim Weideschuss werden die Tiere in einem höchst kontrollierten Umfeld der Herde mittels Kopfschuss entnommen und mittels einer teilmobilen Schlachteinheit in kürzester Zeit zur Metzgerin oder zum Metzger verbracht. „Dadurch entsteht kein Stress beim Schlachttier, die Herde bleibt ruhig, und das letzte Geleit ist so angenehm und respektvoll wie möglich“, zeigte sich der Referent, Martin Wunderlich, sicher. Für dieses System ist die Zusammenarbeit mit einer lokalen Metzgerin oder einem lokalen Metzger entscheidend, wodurch sich auch neue Möglichkeiten für die immer kleiner werdende Berufsgruppe böten.
Ein weiteres Themenfeld, für das sich die Bio-Musterregion am Ende der Wertschöpfungskette einsetzt, ist mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung. Potenzial sieht Fiedler hier einerseits bei den tausenden von Essen, die Arbeitgeber jeden Tag ihrer Belegschaft anbieten. Andererseits biete auch das Liebliche Taubertal als bekannte Tourismusregion außerordentliche Möglichkeiten, denn das Reisen habe auch immer mit gutem Essen zu tun. Doch der Weg zu mehr Bio auf den Tellern der Außer-Haus-Verpflegung sei kein leichter, denn es gehe oft um den Euro, berichtete ein Besucher des Offenen Forums aus eigener Erfahrung. Dies sei vor allem ein Problem in der Schulverpflegung, wo qualitativ hochwertiges Essen besonders wichtig sei. Unablässig sei hier aber eine Unterstützung der entsprechenden Gemeinden, die beispielsweise gesündere Essen monetär unterstützten könnten.
Regionalmanager Fiedler berichtete außerdem noch umfassend aus seiner vielfältigen Tätigkeit, die immer auch etwas mit dem Wissenstransfer aus der konventionellen in die ökologische Landwirtschaft und umgekehrt zu tun habe. Eine Vielzahl der im Bewerbungskonzept und dem Projektspeicher hierzu angelegten Projekte konnten bereits umgesetzt werden. Ein Musterbeispiel gegenseitigen Erkenntnisgewinnes war die Veranstaltung zur mechanischen Regulierung von Beikräutern im Weinbau. Das Ziel der Kooperation mit benachbarten Bio-Musterregionen wurde unter anderem durch den gemeinschaftlich mit der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald-Kreis organisierten, praxisorientierten Feldtag aufgegriffen. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden mit Betriebsvorstellungen Best-Practice-Beispiele herausgestellt, um das Potenzial moderner Bio-Landwirtschaft darzulegen. Erkannt habe Fiedler während seiner bisherigen Tätigkeit, dass ein Grundproblem der Ökolandwirtschaft und der abnehmenden Hand in der mangelnden Produktbündelung bestehe. „Kleine Einheiten einzeln zu transportieren ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll“, beschrieb Fiedler und ergänzt: „Hier müssen wir dranbleiben um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. lra