„Wir kommen wieder im nächsten Jahr“ – so verabschiedete sich die bunt gemischte Gruppe an Radler*innen und Radlern von der Bio-Musterregion Heidenheim plus. Vier ganze Tage lang radelten die Teilnehmer auf einer Entdeckungsreise auf der östlichen Schwäbischen Alb von Hof zu Hof und durch die Täler von Brenz und Egau. Organisiert wurde die Radtour in Kooperation mit der Landvolkshochschule Wernau-Leutkirch, der Bio-Musterregion Heidenheim plus und Anton und Maria Kohler. Ziel war es „den Besuchern unsere schöne Region zu zeigen und mit der regionalen Landwirtschaft in Kontakt zu bringen“, wie Johanna Böll, Regionalmanagerin der Bio-Musterregion, erklärte. Das Programm der Reise war dementsprechend vielfältig gestaltet: vier landwirtschaftliche Betriebe, eine Brauerei, die Landeswasserversorgung und ein Vortrag zu Effektiven Mikroorganismen standen auf der Agenda.
Los ging es mit den Rädern vom Hotel-Restaurant Hoffmann in Herbrechtingen ins schöne Ugental. Auf dem Weg konnte die Gruppe bereits Rainer Bihlmaier das Grünfutter für seine Angus-Rinder vom Feld holen sehen. Bei der anschließenden Hofbesichtigung erklärte der Bioland-Landwirt wieso er bei der Wurst-Herstellung ohne Bindemittel auskommt: „Wir verarbeiten das geschlachtete Fleisch innerhalb von einer Stunde zu Warmbrät. So bleibt das natürliche Phosphat der Muskeln erhalten, das für die Bindefähigkeit zuständig ist.“ Durch das friedliche Ugental fuhr die Gruppe weiter. Die Feldschilder der Bio-Musterregion am Wegrand wiesen bereits darauf hin, dass es zum Talhof ging. Benjamin Kapfhammer vom Talhof erleben e.V. zeigte eindrucksvoll an einem echten Kuh-Schädel, dass die Stirnhölen sich bis weit ins Horn fortsetzen und erläuterte „Das Horn ist ein wichtiges Sinnesorgan des Tieres“. Natürlich durften in Heidenheim der Wildpark, der Blick über die Stadt vom Schloss Hellenstein aus und die Geschichte der Knöpfleswäscherin nicht fehlen.
An Tag zwei, mit Startpunkt am ehemaligen Kloster Anhausen, verzauberte das Eselsburger Tal mit seiner mystischen Morgenstimmung. Wasserbüffel und Weiderinder der Biotal Hofgemeinschaft betrachteten die bunte Radgruppe neugierig. Über das neue Hirse-Anbauprojekt der Kornkreis Erzeugergemeinschaft breichtet Christoph Bosch von der Biotal Hofgemeinschaft: „Mit dem Anbau von Hirse wollen wir unsere Kulturen an das trockener werdende Wetter anpassen. Mit den ersten Ernten sind wir ganz zufrieden, auch wenn es dieses Jahr natürlich eher verregnet war.“ Von dem war während der sonnigen Radtour nichts zu spüren, die entlang der Wacholderheiden und vorbei an den Steinernen Jungfrauen weiter auf den Herbrechtinger Bauernmarkt führte. Dieser feierte an dem Wochenende sein 25-jähriges Bestehen und ist somit einer der Ältesten im Landkreis Heidenheim. Der Tag endete mit einer interessanten Besichtigung des Egau-Wasserwerks auf dem Härtsfeld.
Am nächsten Morgen freuten sich die meisten Radler*innen über ihren Motor am E-Bike, denn es ging den Berg hoch aufs Schloss Taxis in Dischingen. Dort betreibt Herr Winter von Ravera einen Vertrieb von Effektiven Mikroorganismen. Welch positive Effekte der Gebrauch von Effektiven Mikroorganismen im eigenen Garten anhand anaerober Kompostierung hat, zeigte Herr Winter der Besuchergruppe.
Bei Grünkernbratling, Kartoffel- und Linsensalat aus hofeigenen Produkten diskutierten die Teilnehmer beim anschließenden Mittagessen gemeinsam mit Siegmar Haußmann über die Zukunft der Landwirtschaft. Herr Haußmann betreibt einen Nebenerwerbsbetrieb in Ballmertshofen. „Mit der ökologischen Bewirtschaftung meiner 6ha möchte ich einen Beitrag zur Bewahrung unserer Schöpfung leisten und für die Zukunft unserer Kinder die Natur bewahren“, erklärt Herr Haußmann voll Überzeugung. Beeindruckt war die Radgruppe ebenfalls über das Engagement von Christoph Hald, Inhaber der Härtsfelder Familienbrauerei Hald, als er erklärte: „Wir Brauereien sind wichtig für das Leben im ländlichen Raum. An fast jedem Sportplatz hängt eine Bande, in den Vereinshäusern stehen Kühlschränke und jedes Dorffest braucht Garnituren - da ist es für mich klar, dass wir Brauereien den Vereinen und uns untereinander aushelfen.“
In herbstlich-bunten Gewand zeigte sich das Härtsfeld am letzten Tourentag. Vorbei am Kunsthandwerkermarkt auf der Burg Katzenstein entzückte die Radgruppe am Sonntag die fahrende Härtsfeld-Museumssbahn im nostalgischen Flair. „Den Kohlegeruch kenn ich noch von früher“, lacht einer der älteren Teilnehmer. Weiter führte die Radelfahrt durch Waldgebiet an der ältesten, aktiven Köhlerei in Süddeutschlands vorbei bis zum Ochsenberg. Dort gab es zum Abschluss eine kleinteilige Form der Landwirtschaft zu betrachten. Bei den neuen Begrifflichkeiten staunten die Teilnehmer*innen nicht schlecht: Solidarische Landwirtschaft, Mobilställe für Hühner und Gemüsebau nach dem Market Garden Prinzip. „Wir haben bereits eine enorme Schicht Humus durch unser System aufbauen können. So können wir der Natur etwas zurückgeben.“, erklärt Björn Jennewein sein Wirtschaften. Über den Winter wollen Björn und Nadine Jennewein das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft auf feste Beine stellen. Zum Abschluss der Radtour rollten 20 glückliche Teilnehmer den Ochsenberg hinunter bis zum Brenzursprung. Besonderes Highlight zum Schluss: zwei Höhlentaucher tauchten in den Brenztopf hinab und verschwanden zwischen den Karstgesteinen. „Wir haben viele inspirierende Menschen und Höfe kennengelernt, die ihre Arbeit mit Herzblut erledigen und uns viel Herzlichkeit entgegengebracht haben.“, resümierte die Radgruppe einstimmig und verabschiedeten sich voll neuer Erfahrungen von der Bio-Musterregion Heidenheim plus. Wir danken allen Betrieben und Unterkünften für Ihre Gastfreundschaft.